Mehr als Bäume pflanzen: Wie Ecosia ihre Mission nachhaltig im Unternehmen verankert und welche Rolle die Community spielt
Ecosia wurde in diesem Jahr von B Lab zum sechsten Mal in Folge in der Kategorie Gesellschaft (“Community”) als “Best for the World” ausgezeichnet. Wir stellen Génica Schäfgen, Head of Ecosia Germany, 5 Fragen dazu und erfahren u.a. welche weiteren Maßnahmen den Baumpflanzbemühungen zugrunde liegen und wie sich B Corp- und Purpose-Bewegung ergänzen.
Was hat aus Deiner Sicht zu dieser Auszeichnung geführt? Was repräsentiert die hohe Punktzahl in der Kategorie?
Das Thema Gemeinschaft steht im Mittelpunkt all unserer Projekte. Ecosia pflanzt Bäume dort, wo sie am dringendsten benötigt werden, dabei ist die Pflanzung selbst aber nur ein kleiner Teil unserer Baumpflanzbemühungen. Das Überleben und die Pflege unserer Bäume hängt nämlich davon ab, wie sehr die Gemeinschaft die Bäume wertschätzt. Durch die Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften werden den Menschen vor Ort, die die Bäume pflanzen, stabile Beschäftigungsverhältnisse und die Erwirtschaftung eines eigenen Einkommen ermöglicht. Auch können sie Erträge aus z.B. Agroforstsystemen zum Eigenbedarf nutzen oder verkaufen. Oft reinvestieren sie dann wieder in die Begrünung ihrer Region. Beides kann zur Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Lage in diesen Ländern beitragen. Die Menschen, die in den Projekten arbeiten und die neu gepflanzten Bäume können unglaublich viel bewirken: Die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort werden verbessert, die Ökosysteme und die Artenvielfalt werden geschützt und der Klimawandel, wird durch die CO2-Absorptionskapazitäten der Bäume, aktiv bekämpft.
Ihr habt in der Kategorie zudem ein Impact Business Model. Kannst Du kurz beschreiben, was dieses bedeutet und ausmacht?
Seit unserer Gründung im Jahr 2009 ist es unsere Mission eine ökologische, soziale und wirtschaftlich nachhaltigere Welt zu schaffen. Innerhalb dieser Mission werden z.B. unsere Baumpflanzbemühungen im Rahmen des von B Lab ernannten
Impact Business Models “Designed to Give” im Bereich Gesellschaft anerkannt. Wir gehen dann noch einen Schritt weiter und haben unsere Mission in der Unternehmensstruktur verankert. So hat unser Gründer Christian Kroll 2018 seine Anteile an die Purpose-Stiftung abgegeben und Ecosia so in ein Purpose-Unternehmen umgewandelt, um rechtlich garantieren zu können, dass niemand, einschließlich ihm selbst, jemals Ecosia gewinnbringend verkaufen oder vererben kann, oder die Gewinne für etwas anderes als für das Gemeinwohl zu verwenden. So kann Ecosia garantieren, dass unsere Art des Wirtschaftens für immer dem guten Zweck dienen wird. Und dieser Philosophie folgen mittlerweile immer mehr Unternehmen in Deutschland, z.B. innerhalb der Purpose-Bewegung.
Welchen konkreten Impact habt ihr mit den Maßnahmen in dieser Kategorie erreichen können? Worauf seid ihr besonders stolz?
Wir haben mittlerweile weltweit über 130 Millionen Bäume in über 30 Ländern pflanzen können und mit unserer Idee einer gemeinnützigen Suchmaschine viele Menschen und Unternehmen inspiriert, einen ähnlichen Weg zu gehen. Dieses Jahr haben wir einen riesigen Erfolg gefeiert, als der Android-Choice Screen von Google abgesetzt wurde. Dies war ein “Auswahlbildschirm” auf Android-Geräten, für den alternative Suchmaschinen auf einer Auktion für einen Platz als Standardsuchmaschine bieten mussten, und dabei letztendlich nur die höchstbietenden als Option angezeigt wurden. Nachdem wir anfänglich den Choice-Screen vollständig boykottierten, entschlossen wir uns später, gemeinsam mit anderen alternativen Suchmaschinen, Druck auf die Europäische Kommission auszuüben, sodass sie gegen die Wettbewerbswidrigkeit des Auswahlbildschirms vorgingen. Für uns war das Ergebnis dieser Bemühungen in diesem Jahr ein Riesenerfolg gegen wettbewerbswidriges Verhalten und für Fairness auf dem Suchmaschinenmarkt. Denn letztendlich möchten wir unser Geld, als gemeinnützige Suchmaschine, für das Pflanzen von Bäumen verwenden, und nicht um andere Suchmaschinen zu bezahlen.
Ohne was oder wen wäre die Auszeichnung nicht möglich gewesen?
Ohne unsere 15 Millionen weltweiten User sowie unsere Baumpflanzpartner*innen. Nur durch die Suchen unserer wachsenden User-Community konnten wir schon über 130 Millionen Bäume pflanzen und zu der Umweltbewegung werden, die wir heute sind. Jeder Einzelne, der mit uns sucht, trägt dazu bei, dass unser Baumzähler stetig nach oben zählt. Genauso wichtig sind natürlich unsere Projektpartner*innen, die die Projekte realisieren und mitgestalten, sowie die Gemeinschaften vor Ort, die für den Erhalt ihrer Ökosysteme kämpfen.
Abschließend, was sind 3 Wörter, die für Dich die B Corp-Bewegung ausmachen?
sozial, nachhaltig, gemeinsam.
Über Ecosia
Ecosia, mit Hauptsitz in Berlin, ist die größte gemeinnützige Suchmaschine der Welt, und wurde 2009 von Christian Kroll gegründet. Bis heute hat sie über 130 Millionen Bäume in mehr als 30 Ländern weltweit gepflanzt, darunter Spanien, Indien, Burkina Faso, Australien, Brasilien und Indonesien. Seit 2017 baut Ecosia Solaranlagen in Deutschland, um sicherzustellen, dass die weltweiten Serverleistungen für die Suchanfragen mit erneuerbarer Energie kompensiert werden können. Mittlerweile produzieren die Solaranlagen 200% des eigenen Energieverbrauchs in Form von erneuerbarer Energie. Monatliche Finanzberichte ermöglichen einen transparenten Blick in Einnahmen und Ausgaben.
Mehr Informationen auf www.ecosia.org
Über “Best for the World™
Jedes Jahr zeichnet B Lab die leistungsstärksten B Corps aus. “Best for the World” lautet die Auszeichnung für ein B Corp-zertifiziertes Unternehmen, wenn es in einem der fünf Wirkungsbereiche - Gemeinschaft, Kunden, Umwelt, Unternehmensführung und Mitarbeitende - zu den weltweit besten 5 % in ihrer jeweiligen Größengruppe gehören. Diese Unternehmen beweisen, dass sie erfolgreich die drei Säulen der Nachhaltigkeit integriert haben und als “die Besten für die Welt” eine Vorreiterrolle in einer Bewegung einnehmen, die die Transformation der Wirtschaft zu einer einer Stakeholder-orientierten und inklusiven Wirtschaft vorantreibt.
Dieses Interview erschien zuvor auf Karry Schwettmann’s Blog